Leipziger im Gegenbesuch – diesseits und jenseits des Mains

Kurz vor den Feiern zum „Tag der deutschen Einheit“ kamen zwei Leipziger Lehrer vom Schiller-Gymnasium zum Gegenbesuch nach Frankfurt/Sachsenhausen. Die drei Tage vom 29.9. bis zum 1.10. 2022 in der Schillerschule waren ausgefüllt mit intensivem Gedankenaustausch zu künftigen „schillerspezifischen“ Kooperationsprojekten. In schwierigen, gesellschaftlich angespannten Zeiten, wurden Fragen besprochen, wie uns Humanismus und Mitmenschlichkeit gelingen und wir, die Pädagog:innen beider Schulen, sie den jungen Menschen im Lehr- und Lernprozess beibringen können. Ob es Fragen der „Schönheit als Freiheit in der Erscheinung“ oder die Kunst des „Spielens“ bei Schiller, sowie die anspruchsvolle Aufgabe der Erziehung des Menschen zur Freiheitsfähigkeit waren – all dies bestimmte den Themenkreis des Gedankenaustauschs. In zweitägigen, intensiven Beratungen im pädagogischen Zentrum der Schillerschule wurden nun in Frankfurt a. M. Vorschläge zur gemeinsamen Arbeit beider Schulen für die naheliegende Zukunft erörtert.

Wir, Schulleiter Knut Schleicher und Lehrer Jens-Uwe Jopp, konnten uns ein Bild von der Schule selbst und dem Unterricht machen, dem wir beiwohnen durften. Eine überaus konstruktive und freundliche Atmosphäre bestimmte unser Treffen. Die nutzen wir auch, um gemeinsame und unterschiedliche Lebens- und Berufserfahrungen auszutauschen. Beim Besuch des Goethe-Geburtshauses, im von der Schulleiterin Frau Wolff geführten Stadtrundgang sowie beim abschließenden Besuch des Jüdischen Museums festigten sich unsere freundschaftlichen Beziehungen. Wir waren uns einig in der Absicht die künftige Zusammenarbeit beider Schiller-Schulen zu praktisch zu vertiefen und sie durch Kontakte beider Schüler:innen-Vertretungen zu erweitern. „Eines Freundes Freund zu sein“ – beschrieb unser Glücksgefühl mit Schiller selbst – dabei gilt unserer besonderer Leipziger Dank den Frankfurter Organisatoren Leo Wörner und Laura Heinloth, der „Hausgastgeberin“ Frau Wolff und den beiden Schülerinnen der 12. Klasse Annika und Nele, die wesentlich zum erfolgreichen Gelingen der zweitägigen „Schiller-Klausur“ beitrugen.

Mit Schiller gesprochen wollen wir nun in den kommenden Wochen und Monaten den „himmlischen Glauben bewahren“, das „Schöne und Wahre“ bei ihm suchen. Auch in uns selbst, indem wir durch die Wiederholung und Pflege des gemeinsamen Kontaktes beider Einrichtungen – in Frankfurt und Leipzig – unser Bildungsniveau weiter verbessern, uns gegenseitig stärken. Beide Städte haben ja etwas gemeinsam: Sie stehen beispielhaft für die Rettung des Dichters und Humanisten Friedrich Schiller in schwieriger Zeit nach seiner Flucht aus der Karlsschule. In Frankfurt a. M. konnte er 1784 erfolgreich sein drittes Drama „Kabale und Liebe“ zur Uraufführung bringen; in Leipzig entstand ein Jahr später die „Ode an die Freude“ im Kopf des jungen Poeten. Ausdruck des dankbaren Glücksgefühls ob der Unterstützung durch ihm zugewandte Freunde. Auch wir wünschen und hoffen, ja, sind uns fast sicher, dass mit der entstehenden Schulpartnerschaft Frankfurt-Leipzig ein „großer Wurf“ gelungen ist.

Jens-Uwe Jopp